Das gesellschaftliche Ansehen eines Berufs zeigt, wie stark die Bevölkerung die Rolle und den Beitrag bestimmter Berufsgruppen würdigt. Es offenbart, welche Werte in einer Gesellschaft geschätzt werden und welche Berufe als essenziell für das Wohlergehen der Gemeinschaft wahrgenommen werden. Die aktuelle Umfrage des dbb beamtenbund und tarifunion in Zusammenarbeit mit forsa untersucht diese Thematik für Deutschland im Jahr 2024. Mit 2.001 Befragten ab 14 Jahren bietet die Studie repräsentative Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung verschiedener Berufsgruppen.
Höchstes Ansehen: Helden des Alltags
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Berufe mit direktem sozialen oder lebensrettenden Einfluss das höchste Ansehen genießen. Die Top-Berufe sind:
Beruf | Anteil der Befragten mit hohem/sehr hohem Ansehen (%) |
---|---|
Feuerwehrmann/-frau | 94 |
Krankenpfleger/in | 90 |
Altenpfleger/in | 86 |
Arzt/Ärztin | 86 |
Polizist/in | 81 |
1. Feuerwehr: 94 % Zustimmung
Der Beruf des Feuerwehrmanns oder der Feuerwehrfrau steht unangefochten an erster Stelle. Mit 94 % Zustimmung sehen die Befragten diese Berufstätigen als die „Helden des Alltags“. Sie sind in der Lage, Leben zu retten, Brände zu löschen und in Katastrophensituationen schnell zu handeln – Attribute, die das Vertrauen und die Wertschätzung der Gesellschaft erwecken.
2. Pflegeberufe: Ein unersetzlicher Pfeiler des Gesundheitssystems
Pflegeberufe, darunter Kranken- (90 %) und Altenpfleger/innen (86 %), erhalten ebenfalls ein herausragendes Ansehen. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft und die Nachwirkungen der Pandemie haben die Bedeutung dieser Berufe ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
3. Ärzte: Kombination aus Expertise und Menschlichkeit
Ärzte genießen mit 86 % ebenfalls ein hohes Ansehen. Die Kombination aus fachlicher Expertise, ethischem Handeln und persönlichem Engagement wird von der Bevölkerung stark honoriert.
Mittleres Ansehen: Wissenschaft, Technik und Bildung
Berufe, die im Hintergrund operieren, wie Techniker, Hochschulprofessoren und Lehrer, befinden sich im mittleren Bereich der Skala. Auch wenn sie essenziell für die gesellschaftliche Entwicklung sind, erhalten sie vergleichsweise weniger Anerkennung.
Beruf | Anteil der Befragten mit hohem/sehr hohem Ansehen (%) |
---|---|
Techniker/in | 67 |
Lehrer/in | 66 |
Hochschulprofessor/in | 63 |
Techniker und Ingenieure
Mit 67 % stehen Techniker/innen im oberen Mittelfeld. Ihr Ansehen unterstreicht die Wertschätzung für Fachkenntnisse, die in einer zunehmend technologisierten Welt unverzichtbar sind.
Bildung: Lehrer und Professoren
Lehrer (66 %) und Hochschulprofessoren (63 %) werden als Schlüsselakteure im Bildungssystem anerkannt. Während Lehrer durch die tägliche Arbeit mit Schülern sichtbar sind, genießen Professoren vor allem in akademischen Kreisen hohes Ansehen.
Berufe mit geringem Ansehen
Am unteren Ende der Skala finden sich Berufe, die häufig mit Misstrauen oder negativen Stereotypen behaftet sind. Zu diesen gehören Politiker/innen, Versicherungsvertreter/innen und Werbefachleute.
Beruf | Anteil der Befragten mit hohem/sehr hohem Ansehen (%) |
---|---|
Politiker/in | 14 |
Mitarbeiter/in Werbeagentur | 11 |
Versicherungsvertreter/in | 6 |
Politik: Vertrauen im Keller
Mit nur 14 % Zustimmung ist das Ansehen von Politiker/innen besorgniserregend niedrig. Dies könnte auf öffentliche Wahrnehmungen von Korruption, Ineffizienz und Interessenskonflikten zurückzuführen sein.
Werbebranche und Versicherungen
Werbeagenturen (11 %) und Versicherungsvertreter/innen (6 %) sind am wenigsten angesehen. Ihre Berufe werden oft mit aggressiven Verkaufsstrategien oder zweifelhaften ethischen Praktiken assoziiert.
Geschlechteraspekte und Berufswahl
Interessant ist, dass Berufe mit hoher sozialer Interaktion (z. B. Pflege, Erziehung) überwiegend von Frauen dominiert werden, während technische Berufe oder solche mit Führungsrollen stärker von Männern besetzt sind. Die Wahrnehmung dieser Berufe könnte somit auch von Geschlechterrollen beeinflusst sein.
Statistische Zusammenfassung
Die nachfolgende Tabelle fasst die Verteilung des Ansehens exemplarisch zusammen:
Kategorie | Hoher Anteil (%) | Mittlerer Anteil (%) | Niedriger Anteil (%) |
---|---|---|---|
Soziale Berufe | 78–94 | – | – |
Wissenschaft und Technik | 63–70 | – | – |
Politische und kommerzielle Berufe | – | – | 6–14 |
Gesellschaftliche und politische Implikationen
Die Ergebnisse bieten zahlreiche Ansatzpunkte für politische und gesellschaftliche Maßnahmen:
- Aufwertung systemrelevanter Berufe: Pflegeberufe und Erzieher sollten durch bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter attraktiver gestaltet werden.
- Vertrauen in die Politik stärken: Transparenz, Bürgernähe und konsequentes Handeln könnten das Ansehen von Politiker/innen verbessern.
- Förderung technischer Berufe: Eine stärkere Sichtbarkeit und Wertschätzung technischer Berufe könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Fazit – soziale und lebensrettende Berufe genießen das größte Ansehen
Das gesellschaftliche Ansehen von Berufen in Deutschland zeigt deutlich, welche Rollen und Tätigkeiten die Bürger als unverzichtbar betrachten. Während soziale und lebensrettende Berufe an der Spitze stehen, leiden Berufe mit negativen öffentlichen Stereotypen unter einem Vertrauensdefizit. Eine aktive Förderung und Unterstützung systemrelevanter Berufe könnte langfristig nicht nur das Image, sondern auch die Attraktivität dieser Berufsfelder verbessern und die Gesellschaft insgesamt stärken.
Quelle: Studie des DBB – deutscher Beamtenbund und Tarifunion
Stand: Juni 2024
Erhebung durch: FORSA