Die Vorstellung bzw. der Berufswunsch, Influencer/in zu werden, hat in den letzten Jahren vor allem unter jungen Menschen zunehmend an Popularität gewonnen. Der Reiz liegt auf der Hand: Selbstbestimmtes Arbeiten, hohe Einkommensmöglichkeiten und die Aussicht, Hobby und Beruf zu vereinen – zumindest in der Hochglanz-Social-Media-Welt macht das den Anschein. Doch wie realistisch ist dieser Traum, bietet der Berufswunsch Influencer wirklich Zukunftsperspektiven und wo liegen mögliche Risiken?
Was macht ein Influencer?
Influencer nutzen soziale Medien, um Inhalte zu erstellen und ihre Follower zu erreichen. Sie arbeiten oft mit Marken zusammen, um Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Der Erfolg eines Influencers wird an der Größe und Interaktion seiner Community gemessen. Es gibt viele Nischen, von Beauty und Mode über Fitness bis hin zu Gaming oder Reisen, die Influencer bedienen können.
Ein Influencer ist eine Person, die durch sein/ihre Präsenz und Aktivitäten in sozialen Medien eine große Anzahl von Menschen erreicht und beeinflusst. Der Begriff „Influencer“ leitet sich vom englischen Wort „influence“ ab, was „Einfluss“ bedeutet. Influencer nutzen Plattformen wie Instagram, TikTok, YouTube, Twitter oder Blogs, um Inhalte zu erstellen und mit ihrer Community zu teilen. Dabei haben sie in der Regel Expertise oder ein besonderes Interesse in einem bestimmten Bereich wie Mode, Fitness, Reisen, Technik oder Gaming.
Die Hauptaufgaben eines Influencers umfassen:
- Erstellung von Inhalten: Influencer produzieren regelmäßig ansprechende und authentische Inhalte, um ihre Zielgruppe zu unterhalten, zu informieren oder zu inspirieren. Dies können Fotos, Videos, Texte oder Livestreams sein.
- Community-Interaktion: Der direkte Austausch mit der Community ist entscheidend. Influencer beantworten Kommentare, reagieren auf Nachrichten und gehen auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Follower ein, um eine enge Bindung aufzubauen.
- Markenkooperationen: Viele Influencer arbeiten mit Unternehmen zusammen, um deren Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Dabei erhalten sie oft kostenlose Produkte, Honorare oder Provisionen. Wichtig ist, dass diese Kooperationen glaubwürdig wirken, da die Authentizität ein zentraler Erfolgsfaktor für Influencer ist.
- Trendsetter und Meinungsbildner: Influencer sind oft Vorreiter für Trends und haben Einfluss darauf, was in ihrer Community beliebt wird. Sie können eine Vorbildfunktion übernehmen und ihre Follower zu bestimmten Entscheidungen inspirieren, z. B. welche Kleidung sie kaufen oder welche Orte sie besuchen.
- Selbstvermarktung und Branding: Ein Influencer ist nicht nur Content-Creator, sondern auch eine „Marke“. Sie arbeiten aktiv daran, ihr persönliches Image zu pflegen und sich in der digitalen Welt zu positionieren.
- Analyse und Optimierung: Erfolgreiche Influencer analysieren ihre Reichweite und Interaktionen mithilfe von Analysetools, um zu verstehen, welche Inhalte bei der Zielgruppe besonders gut ankommen. So können sie ihre Strategie anpassen und weiter wachsen.
Warum sind Influencer gerade für Marken so wichtig?
Durch ihre Authentizität und Nähe zu ihren Followern gelten Influencer als glaubwürdige Multiplikatoren, die oft mehr Vertrauen genießen als klassische Werbeformen. Unternehmen nutzen diese Wirkung, um ihre Zielgruppe effektiv anzusprechen. Gleichzeitig spielen Influencer eine wichtige Rolle in der digitalen Kultur, da sie Trends prägen und Gemeinschaften um bestimmte Themen schaffen.
Ist Influencer ein offiziell anerkannter Beruf?
Rechtlich gesehen ist „Influencer“ kein geschützter oder offiziell anerkannter Beruf im klassischen Sinne, wie es etwa bei einem Arzt oder einem Handwerker der Fall ist. Dennoch wird die Tätigkeit zunehmend als ernstzunehmende berufliche Laufbahn wahrgenommen. In vielen Ländern müssen Influencer, die Einnahmen erzielen, ihre Tätigkeit als selbstständige Unternehmer anmelden und entsprechend Steuern zahlen. Dies unterstreicht den professionellen Charakter dieser Arbeit. Darüber hinaus bieten einige Universitäten und Akademien mittlerweile Kurse und Schulungen für Content Creation und digitales Marketing an, die speziell auf Influencer-Tätigkeiten abzielen. Dies deutet darauf hin, dass sich der Beruf weiter professionalisiert und langfristig etabliert.
Gibt es eine Ausbildung oder ein Studium zum Influencer?
Eine direkte Ausbildung zum Influencer gibt es derzeit nicht, doch es existieren verschiedene Bildungsangebote, die relevante Fähigkeiten vermitteln. Hochschulen, Akademien und private Anbieter haben das Potenzial dieses Berufs erkannt und bieten mittlerweile spezialisierte Kurse und Studiengänge an, die auf die Anforderungen des Influencer-Daseins abzielen. Beispiele hierfür sind Studiengänge im Bereich digitales Marketing, Medienmanagement oder Content Creation. Es ist auf jeden Fall sehr hilfreich, wenn Influencer folgende Skills haben oder vertiefen:
- Strategisches Social-Media-Management
- Videoproduktion und Fotografie
- Storytelling und Kommunikationsstrategien
- Analyse von Plattform-Algorithmen und Zielgruppen

Zusätzlich gibt es praxisorientierte Workshops und Seminare, die sich speziell an angehende Influencer richten. Hierbei stehen Themen wie Branding, Monetarisierung und rechtliche Aspekte im Vordergrund. Viele Influencer erwerben ihre Fähigkeiten jedoch autodidaktisch, durch Learning-by-Doing und den Austausch mit anderen in der Branche.
Ein offizieller Ausbildungsweg mag zwar (noch) fehlen, doch die zunehmende Professionalisierung des Berufs lässt darauf schließen, dass spezialisierte Angebote in Zukunft weiter ausgebaut werden könnten.
Herausforderungen und Risiken des Berufs als Influencer
Obwohl der Beruf glamourös erscheinen mag, bringt er auch Herausforderungen mit sich:
- Hoher Wettbewerbsdruck: Die Zahl der Menschen, die Influencer werden wollen, steigt stetig, was es schwierig macht, sich von der Masse abzuheben.
- Unsichere Einnahmen: Einkommen sind oft unregelmäßig und stark von Kooperationen abhängig.
- Zeitintensive Arbeit: Erfolgreiche Influencer investieren viel Zeit in die Erstellung von Content, Community-Management und strategische Planung.
- Kritik und öffentlicher Druck: Eine hohe Reichweite bringt auch Verantwortung und Kritik mit sich, was psychisch belastend sein kann.
- Abhängigkeit von Algorithmen: Social-Media-Algorithmen spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Influencern. Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube bestimmen, welche Inhalte sichtbar sind und welche nicht. Diese Mechanismen ändern sich ständig, was ständige Anpassung und Optimierung erfordert. Für Influencer bedeutet dies permanenten Druck, da sie kontinuierlich Inhalte produzieren müssen, die den aktuellen Algorithmus bevorzugen. Ein plötzlicher Reichweitenverlust kann erhebliche finanzielle Auswirkungen haben.
Einnahmen und Verdienstquellen von Influencern
Die Verdienstmöglichkeiten von Influencern variieren stark und hängen von ihrer Reichweite, Engagement-Rate und der Branche ab. Einige der gängigen Monetarisierungsmöglichkeiten sind:
- Sponsoring und Kooperationen: Influencer arbeiten mit Marken zusammen, um Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Die Vergütung erfolgt oft pro Beitrag, Video oder Kampagne und kann von wenigen hundert bis zu mehreren tausend Euro reichen.
- Affiliate-Marketing: Durch das Teilen von Affiliate-Links erhalten Influencer eine Provision für jedes Produkt, das über ihren Link gekauft wird. Dies ist besonders in der Mode- und Technikbranche beliebt.
- Eigene Produkte und Dienstleistungen: Viele Influencer starten eigene Produktlinien, wie Kleidung, Kosmetik oder digitale Kurse, um unabhängiger von Werbepartnern zu werden.
- Plattform-Monetarisierung: Plattformen wie YouTube und TikTok bieten Möglichkeiten, Einnahmen durch Werbung zu erzielen. Je nach Views und Klicks kann dies eine zusätzliche Einkommensquelle darstellen.
- Exklusive Inhalte: Influencer können exklusive Inhalte über Plattformen wie Patreon oder OnlyFans anbieten, wofür Follower ein Abonnement abschließen.
- Veranstaltungen und Auftritte: Bekannte Influencer verdienen auch durch Auftritte bei Events oder als Gastredner.
Die Spannweite der Einkommen ist groß: Während Mikro-Influencer mit 10.000 bis 50.000 Followern oft mehrere hundert Euro pro Post verdienen, können Top-Influencer mit Millionen Followern bis zu sechsstellige Beträge pro Kampagne erzielen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Einnahmen oft unregelmäßig sind und von vielen Faktoren abhängen.
Persönliche Entwicklung zum Influencer
Der Weg zum Influencer ist oft steinig, lang und erfordert ein hohes Maß an Motivation, Geduld und Durchhaltevermögen. Eine große Reichweite und damit ein stabiles monatliches Einkommen zu erreichen, kann Jahre dauern. Zu Beginn investieren viele angehende Influencer enorm viel Zeit und Ressourcen in die Erstellung von Inhalten, ohne direkt davon profitieren zu können. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
- Aufbau einer authentischen Community: Es braucht Zeit, Vertrauen und eine klare Positionierung, um eine engagierte Community aufzubauen. Authentizität spielt hierbei eine Schlüsselrolle, da Follower sensibel auf gekünstelte Inhalte reagieren.
- Content-Qualität: Professionelle Fotos, Videos und Texte setzen oft eine Lernkurve sowie Investitionen in Equipment und Software voraus. Viele starten zunächst mit minimalem Budget und verbessern sich schrittweise.
- Plattform-Algorithmen: Neue Inhalte werden nicht sofort von einem großen Publikum gesehen. Influencer müssen sich erst mit den Mechanismen der Plattformen vertraut machen, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
- Netzwerkaufbau: Kooperationen mit anderen Influencern oder Marken können helfen, die eigene Reichweite zu steigern, erfordern jedoch Initiative und oft auch kostenlose Zusammenarbeit in der Anfangsphase.
Das langsame Wachstum kann entmutigend sein, doch wer konsequent bleibt, sich kontinuierlich weiterentwickelt und auf Qualität setzt, hat gute Chancen, sich langfristig als Influencer zu etablieren. Geduld und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, sind entscheidend, um diesen Karriereweg erfolgreich zu meistern.
Praxisbeispiel – MrBeast
Jimmy Donaldson, besser bekannt als MrBeast, hat seine YouTube-Karriere bereits im Februar 2012 im Alter von 13 Jahren begonnen. Zu Beginn hat er hauptsächlich Let’s-Play-Videos von Spielen wie „Call of Duty“ und „Minecraft“ produziert. Der eigentliche Durchbruch gelang ihm 2017 aber mit einem Video, in dem er fast 25 Stunden lang bis 100.000 zählte.
Es ist leider nicht bekannt und genau dokumentiert, wann MrBeast seine ersten Einnahmen als Influencer erzielt hat. Angesichts der Tatsache, dass er bereits 2015 an Bekanntheit gewann, ist anzunehmen, dass er erst etwa drei Jahre nach dem Start seines Kanals dann auch Einnahmen generiert hat. Wirklich signifikanter finanzieller Erfolg hat sich jedoch erst nach seinem viralen Erfolg im Jahr 2017 eingestellt und ist dann auch langsam gewachsen.
Diese Entwicklung zeigt recht deutlich, dass der Aufbau einer erfolgreichen Influencer-Karriere oft mehrere Jahre intensiver Arbeit und kontinuierlicher Content-Erstellung erfordert, bevor nennenswerte finanzielle Erträge erzielt werden können. Diese Zeit muss vor allem finanziell überbrückt werden. Und hier liegt die Herausforderung: oftmals unterschätzen junge Menschen den redaktionellen und produktionstechnischen Aufwand hinter dem Influencer-Dasein. Content muss geplant, umgesetzt, bearbeitet, geschnitten, verteilt und ausgewertet werden. Das kostet sehr viel Zeit und lässt in der Regel wenig Raum für Nebenjobs, um ein monatliches Einkommen zu erwirtschaften.
Zukunftsperspektiven für Influencer
Die digitale Welt entwickelt sich stetig weiter, und mit ihr auch die Rolle von Influencern. Folgende Trends könnten die Zukunft dieses Berufs beeinflussen:
- Professionalisierung: Influencer werden zunehmend als Markenbotschafter und Content Creators wahrgenommen, was zu stabileren Karrieremöglichkeiten führen könnte.
- Diversifikation: Erfolgreiche Influencer bauen oft eigene Marken oder Produkte auf, um unabhängiger von Werbepartnerschaften zu werden.
- Technologische Entwicklungen: Neue Plattformen und Technologien, wie Augmented Reality oder das Metaverse, könnten neue Chancen bieten.
Fazit – viele Chancen mit vielen Stolpersteinen, Hürden und Risiken
Der Berufswunsch Influencer bietet zweifellos Chancen, erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Engagement, Durchhaltevermögen und Anpassungsfähigkeit. Wer langfristig Erfolg haben möchte, sollte sich nicht nur auf Social Media verlassen, sondern auch in andere Bereiche investieren. So kann aus dem vermeintlichen Trend ein stabiler Karriereweg werden.